Cradle to Cradle im Venloer Rathaus
Kürzlich wurden wir von den DGM Architekten zu einer Führung durch den Stadskantoor von Venlo am Hanzeplaats eingeladen. Der damalige Projektleiter Michel Weijers empfing uns mit Heißgetränken und erläuterte uns zunächst das Konzept hinter dem eindrucksvollen Gebäude.
Das Rathaus wurde 2016 fertiggestellt und ist nach dem Cradle to Cradle-Prinzip erbaut. Als erste Region weltweit hat sich die Stadt Venlo dem Prinzip verschrieben. Das Rathaus symbolisiert diese Entscheidung auf spektakuläre Weise. Cradle to Cradle bedeutet übersetzt „vom Ursprung zum Ursprung“ und steht für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft, bei der alles so konzipiert wird, dass es nach der Nutzung weiterverwendet werden kann. So werden Ressourcen nicht verschwendet, sondern schon bei der Planung für die Weiterverwendung mitgedacht.
Foto links: Ronald Tillemann, Rotterdam (www.baunetzwissen.de)
Gemeinsame Besichtigung des begrünten Gebäudes
Das Venloer Rathaus ist mit seinen elf Etagen und der großen begrünten Fassade ein echter Hingucker im Stadtbild. Ebenfalls prägnant ist das gläserne Gewächshaus, das sich über die Etagen neun bis elf zieht und als Sonnenfalle dient. Hier können sich die Mitarbeitenden in ihren Pausen aufhalten. Das dreigeschossige Gewächshaus war unser erster Stopp nach der herzlichen Begrüßung. Wir erreichten es über einen Fahrstuhl und konnten den schönen Ausblick aus der Stadt Richtung Maas genießen.
Das Gebäude wartet außerdem mit einem halboffenen begrünten Hof mit integrierter Pflanzkläranlage auf, dessen aufbereitetes Regenwasser für die Toilettenspülungen verwendet wird. Die begrünte Nordostfassade erstreckt sich über 200 m² und hilft bei der Verbesserung der Luftqualität. Zudem reguliert sie die Temperatur im Gebäude als Thermospeicher.
Von der oberen Etage ging es für uns über das offene zentral liegende Treppenhaus in die einzelnen Geschosse. Das gesamte Gebäude ist mit offenen Grundrissen und Galerien ausgestattet, sodass eine fließende Raumlandschaft mit viel Tageslicht entsteht. Durch Green Walls ist auch im Innern für ein gesundes Raumklima gesorgt. Eine weitere Besonderheit des Gebäudes ist der Solarkamin, der durch das offene Treppenhaus entsteht. Ganz ohne mechanische Abluft kann die warme Luft über das Treppenhaus entweichen. Frischluft wird durch einen Wärmetauscher vortemperiert und permanent in das Gebäude eingetragen. So entsteht ein ständiger Luftaustausch, der für ein gesundes und CO2-armes Luftklima sorgt. Durch dieses System bleibt es auch im Sommer ohne Klimaanlage kühl.
Viele der verwendeten Materialien sind bereits recycelt, wie zum Beispiel die Bodenbeläge, die aus PET-Flaschen hergestellt sind. Um Material zu sparen und gleichzeitig die Tragwirkung zu optimieren, wurden die Betondecken als Hohlkörperdecken konzipiert. Ihnen wurde recycelter Altbeton beigemischt, was den CO2-Ausstoß vermindert. Das verwendete helle Holz für Fassaden oder Fensterrahmen stammt aus einheimischen Wäldern und wurde nicht lackiert oder beschichtet, um es wiederverwendbar zu machen.
In den oberen Geschossen konnten wir uns die Konzepte des Shared Workspace mit offenen Büroinseln näher anschauen. Nur einige wenige Büros, wie das des Bürgermeisters, sind geschlossen. Auf der fünften Etage erwartete uns die Kantine. Das Erdgeschoss ist fast vollständig verglast und bietet Platz für die Kundenbereiche. Zum Schluss durften wir uns die Kellerräume mit Postzentrum, Fahrradkeller und einer dreigeschossigen Tiefgarage anschauen.
Die Führung durch das Venloer Rathaus war sehr spannend und wir konnten viel daraus mitnehmen. Vielen Dank für die nette Einladung und den schönen gemeinsamen Ausflug an die DGM Architekten!
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